Siebdruck

Oder: Wie die Idee an die Wand kommt

Am Anfang steht die Kreativität des Künstlers. Bis er aus einer ersten Idee schließlich eine fertige Illustration geschaffen hat, die er dem Drucker anvertraut, vergehen Stunden, Tage, manchmal Wochen. Im ersten Arbeitsschritt macht er in Skizzen seine Idee sichtbar, verfeinert und verändert sie. Diese Skizzen entstehen entweder auf dem Papier oder am Computer. Ist der Künstler schließlich mit dem Entwurf, den Figuren und dem Aufbau zufrieden, macht er sich an die Reinzeichnung und koloriert sie.

Hat der Künstler sein Bild fertiggestellt, bereitet er Folien für den Siebdrucker vor, die dieser für die Herstellung der Druckvorlagen benötigt. Auf diesen Folien sind jene Stellen schwarz dargestellt, an denen auf dem Papier später die Farbe platziert werden soll. Für jede verwendete Farbe wird eine eigene Vorlage benötigt.

Dann macht der Künstler sich auf zum Siebdrucker seines Vertrauens. Damit die Farben später so auf dem Papier zu stehen kommen, wie es der Künstler in seiner Illustration angelegt hat – nebeneinander, in Überschneidungen oder auch Überlagerungen –, montiert der Drucker jede Vorlagen standgerecht auf einem Druckrahmen, einem mit Gewebe bespannten Aluminiumrahmen. Diese nennt man auch Siebe. Das Gewebe kann unterschiedlich fein gewählt werden und beeinflusst den Druck maßgeblich: Je gröber ein Gewebe, desto mehr Farbe lässt es durch und umso dicker wird der Farbauftrag auf dem Papier. Eine Farbschicht im Siebdruck ist fünf- bis zehnmal dicker als im Hoch-, Tief- und Offsetdruck, was zu der feinen Dreidimensionalität der Siebdrucke führt. Die Siebe sind mit einer Schicht versehen, die die Poren des Gewebes wasserfest verschließen, sobald ultraviolettes Licht darauf trifft.

Der Drucker belichtet nun die Siebe und überall dort, wo die ultravioletten Lichtstrahlen durch die Schwärzungen auf den Folien nicht auf das Siebgewebe treffen, bleibt die Schicht wasserlöslich und wird nach dem Belichtungsvorgang ausgewaschen. Die Siebe sind fertig für den Druck.
Nun bereitet der Drucker die Farben vor: Er mischt sie an, probiert sie aus und korrigiert sie so lange, bis sie den Farben entsprechen, die der Künstler in seiner Illustration vorgegeben hat. Nachdem das Druckpapier ausgewählt und seine Größe bestimmt wurde, kann das Drucken beginnen. Mit dem Handrakel, einer Art Lineal aus Gummi, drückt der Drucker in einer ziehenden Bewegung die erste Farbe durch die Poren des entsprechenden Siebs auf das zu bedruckende Papier. Nachdem die Farbe trocken ist, wechselt der Drucker das Sieb und wiederholt den Arbeitsschritt … so oft, bis alle Farben aufgetragen sind.
Erst nach dem letzten Trockengang sieht man, ob alles gut passt, ob die Farben tatsächlich die gewünschten Nuancen haben, und ob die Wahl des Papiers die richtige war. Manchmal wird der Druck auch wiederholt: mit einem anderen Papier, veränderten Farben oder einem stärkeren Farbauftrag. Erst wenn der Künstler mit dem Ergebnis zufrieden ist, gibt er den Druck frei.

Was macht den Siebdruck so besonders?

Vom Beginn der Illustration bis zum fertigen Druck vergeht viel Zeit. Der Siebdruck verlangt von allen Beteiligten Kreativität und Können, Sorgfalt und Geduld. Und auch wenn der Drucker sich seiner Hilfsmittel bedient, um die Illustration zu reproduzieren: Jedes Blatt ist ein handgefertigtes Werk. Mit echten Farben, feinen Tiefen und einer unvergleichlichen Wirkung. Die Originalsiebdrucke, die Zucker zum Verkauf anbietet, werden in geringen Auflagen gedruckt: Von jedem Motiv gibt es maximal 40 Blätter, jedes vom Künstler signiert und mit einer eigenen Nummer versehen.